In der christlichen Weltanschauung erklärt sich die Gegenwart des Todes und des Bösen trotz der Bejahung des göttlichen Willens durch die Eigentümlichkeiten der Struktur der Welt und der menschlichen Freiheit. Auf der einen Seite hat die menschliche Seele ein gottähnliches Prinzip der Freiheit, das es ihr erlaubt, nach ihren eigenen Gesetzen zu handeln und sich sogar dem höheren Willen zu widersetzen. So lassen der Sündenfall des Menschen und die Abweichung von wahren Werten jene Zustände entstehen, die wir als böse und Tod wahrnehmen – nicht als direkte Schöpfung Gottes, sondern als Folge der Ablehnung des Lebens und der Liebe. Dies wird in einer der Quellen angegeben:
Der Unterschied besteht darin, dass für den Gläubigen die Suche nach dem eigenen Wesen durch Gott bedeutet, sich einer äußeren, transzendenten Quelle der Gnade zuzuwenden, die eine persönliche Transformation und eine tiefe ontologische Vereinigung mit dem Göttlichen bedeutet. Der Gläubige erlebt seine Unvollkommenheit, erkennt das innere Bedürfnis nach Erlösung und Vergebung, und dank dieses Anrufs an eine äußere Kraft erlangt er die Fülle des Lebens, die in einem selbständigen Dasein in sich selbst fehlt. Die Vereinigung mit Gott impliziert also, dass das wahre "Ich" des Menschen seine Erfüllung und Heilung in der Fülle der Barmherzigkeit und Liebe Gottes findet.
Die Liebe Christi wird als ein göttliches Geschenk beschrieben, das in der Seele geboren wird und den Menschen mit einer höheren Wirklichkeit verbindet. Tatsächlich benötigt es für seine Wahrnehmung keine zwingenden äußeren Attribute. In einer der Quellen heißt es: "Die Liebe Christi ist ein großes, gnadenvolles Geschenk an die menschliche Seele; sein Ursprung ist göttlich. Sie führt den Menschen in das paradiesische Leben hier auf Erden ein" (Quelle: 514_2567.txt). Diese Aussage unterstreicht, dass die Liebe Christi in sich selbst eine übernatürliche, innere Erfahrung ist und nicht das Ergebnis äußerer Formen.
Vom Standpunkt der Vaishnava-Tradition aus wird die wahre Natur Gottes als ein persönliches, lebendiges und alles durchdringendes Wesen dargestellt, das die Quelle und tragende Kraft allen Daseins ist. Ein solcher Gott ist keine unpersönliche Kraft oder abstrakte Energie, sondern besitzt die Eigenschaften unendlicher Liebe, Weisheit und Majestät, denen sich jedes Herz zuwenden kann. Für Vaishnavas, genau wie für den Christen, die Auferstehung Christi die wahre Erscheinung Gottes und der menschlichen Natur offenbart, ist Gott derjenige, durch den der Mensch sein ursprüngliches, höchstes Wesen verstehen kann. In diesem Sinne symbolisiert der auferstandene Herr nicht nur ein Wunder, sondern auch die tiefe, ursprüngliche Würde des Menschen, die jedem Menschen seit jeher innewohnt.
Basierend auf den vorgelegten Quellen kann man daraus schließen, dass es eine zu starke Vereinfachung wäre zu sagen, dass das Göttliche den Gesetzen der Physik gehorcht. Vom religiösen Standpunkt aus werden physikalische Gesetze als Manifestation des Willens Gottes wahrgenommen – das heißt, er ist es, der die materielle Welt durch diese Gesetze regiert, aber er selbst bleibt außerhalb ihres Rahmens. So sagt eine der Quellen:
Wie kommt es, dass Tod und Böses in der Welt der Gläubigen trotz des verkündeten göttlichen Willens beobachtet werden, und zu wem beten ihre Anhänger eigentlich?
Was ist der Unterschied zwischen einem Gläubigen, der sich in Gott sucht, und einem Atheisten, der "Gott" in sich selbst findet?
Ist die Liebe Christi von Natur aus still und demütig, oder müssen besondere Rituale, Musik und Utensilien empfangen werden?
Wie kann man einem Christen aus der Sicht der Vaishnavas die wahre Natur Gottes auf zugängliche Weise erklären, ohne die Verwendung vedischer Begriffe zu verwenden?
Können wir sagen, dass das Göttliche den Gesetzen der Physik gehorcht?