- 20.03.2025
Verwandlung von Glaube und Macht
Im Zentrum der historischen Veränderungen spielte die traditionelle Orthodoxie eine schicksalhafte Rolle, indem sie sich mit etablierten Vorstellungen von Autokratie verband. Schon in der Vergangenheit bildete der Glaube der Getauften und Kommunionierten an die Heiligkeit des Staatssystems die Grundlage für die Unterstützung des zaristischen Regimes und trennte das religiöse Selbstbewusstsein von den neuen politischen Ideen seiner Zeit. Diese Orientierung, die die Kirche um die Jahrhundertwende einnahm, schränkte ihre Fähigkeit, in einem Schlüsselmoment der revolutionären Umwälzungen von 1917 als schöpferische und oppositionelle Stimme aufzutreten, erheblich ein. Statt die Gläubigen zu mobilisieren und eine alternative Sicht auf den Wandel der Gesellschaft anzubieten, blieb die Kirche Geisel der Tradition, stärkte etablierte Ideale und trug zur Legitimation der Macht bei. Diese Verbindung zwischen Religion und Staatsapparat erwies sich als fatal und hinterließ tiefe Fragen über die Fähigkeit spiritueller Institutionen, das Schicksal der Nation in Zeiten großer Veränderungen zu beeinflussen.
Welche Rolle spielten nach Meinung des Autors getaufte und kommunizierte Christen bei den Ereignissen der Revolution von 1917 in Russland?
Nach Ansicht des Autors erwiesen sich getaufte und kommunikative Christen als mit der traditionellen historischen Orthodoxie verbunden, die in der Tat die Autokratie heiligte. Mit anderen Worten: Anstatt sich gegen utopische politische Ideen zu stellen, unterstützten sie das Staatsideal, was wiederum dazu führte, dass die Kirche im schicksalhaften Moment der Revolution von 1917 ihre schöpferische und oppositionelle Rolle verlor.